Lockdown, Shutdown, alle schönen Läden geschlossen bzw. ,,nur” Takeaway – Grund genug, Euch heute einmal keinen Laden vorzustellen, sonder ein sehr gutes regionales Produkt. ☻
Wir Duisburger*innen leben ja nicht weit entfernt von den Niederlanden. Und gerade den älteren Semestern wird bestimmt Genever ein Begriff sein. Tatsächlich ist der Genever der direkte Vorfahre des Gins: Ein Wacholderschnaps, der von Wilhelm III. von Oranien-Nassau gegen Ende des 17. Jahrhunderts aus seiner Heimat mit nach England gebracht wurde und sich dort sehr schnell unter der neuen Bezeichnung Gin großer Beliebtheit erfreute!
Gin ist ein Brand, ein Schnaps - als Basis dient in der Regel Getreide. Getreide wiederum wurde kurz nach der Einführung des Gins in England deutlich preiswerter, vor allem aufgrund technischer Fortschritte und großer Anbauflächen in den neuen Kolonien.
Die Folge: Auch die ärmeren Bevölkerungs–schichten konnten sich nun Spirituosen leisten. Zwischen 1700 und 1750 verzehnfachte sich der Konsum, die sogenannte Gin–Epidemie brach aus - mit katastrophalen sozialen Folgen, die erst durch hohe Steuern und somit eine künstliche Verteuerung eingedämmt werden konnten.
Fast genauso alt wie der Gin selbst ist die Tradition der Wacholderbrennerei Claus im Duisburger Stadtteil Alt–Walsum. Bereits um 1715 ging es hier los mit der Produktion schmackhafter Brände. Bis 1994 wurde vor Ort die Brennerei noch betrieben, dann aber leider aufgrund zu geringer Nachfrage geschlossen. Die Trinkgewohnheiten der Bevölkerung hatten sich verändert, und der Bergmann und mit ihm das klassische Herrengedeck waren in den 1990er Jahren bereits vom Aussterben bedroht.
An dieser Stelle muss ich etwas weiter ausholen: Ich selbst, der Autor dieses Artikels, habe meine gesamten Zwanziger hindurch furchtbar ungerne Alkohol getrunken. Als sich mein 30. Geburtstag näherte, änderte sich dies aber urplötzlich, und genau in diese Zeit fiel auch der große Gin-Hype in Deutschland.
Plötzlich war Gin Tonic der Longdrink der Wahl, und zu den Whisky-Sammlungen im heimischen Regal gesellten sich teils üppige Gin-Kollektionen. Ein Trend, der in Deutschland massiv durch den Erfolg von Monkey 47 aus dem Schwarzwald befeuert wurde.
Die Frage: Braucht der deutsche Markt denn überhaupt noch mehr Gins? Und ist Gin denn überhaupt noch so beliebt wie vor 4, 5 Jahren? Ich war zumindest skeptisch!
Ein Treffen mit Jan und Stephan, den sympathischen Machern hinter HUMULUPU, sollte meine Skepsis jedoch hinwegfegen. Die beiden sind waschechte Duisburger, ganz eng mit ihrer Heimat verbunden (und, natürlich, große MSV-Fans!). Auch wenn seit 1994 in Walsum kein Wacholder mehr gebrannt wird, so gibt es vor Ort nach wie vor eine Kneipe: Die Wacholder-Quelle.
Und genau an deren Theke, bei einem Bier, kam den beiden Freunden die Idee, an die jahrhundertealte Tradition neu anzuknüpfen.
Warum auch nicht? Brände und Schnäpse waren und sind plötzlich wieder ganz groß in Mode und haben mittlerweile eine unglaublich breite Zielgruppe.
Eine Bierlaune ist natürlich noch kein fertiges Produkt. Na klar, die beiden hätten auch einfach extern Gin zukaufen und ein hübsches Etikett drauf kleben können – solche „Mogelpackungen“ gibt es heute leider häufig. Nicht so Jan und Stephan: Die beiden haben 2 Jahre intensiv experimentiert, Blut und Wasser geschwitzt, sind immer wieder gescheitert, haben immer wieder weitergemacht, bis am Ende IHR Gin, Duisburgs Gin, fertig war.
HUMULUPU ist ein Hop Gin, also mit Hopfen als Grundzutat („Botanical“) – und dieser Hopfen stammt tatsächlich aus den Rheinauen in Duisburg-Walsum. Lokaler geht’s nicht! Gebrannt wird von den beiden Jungs in zeitintensiver, liebevoller Handarbeit in der Brennerei Moosbur in Kevelaer, also nur einen Steinwurf entfernt von Walsum. Und die Botanicals gelangen bereits bei der zweifachen Destillation in den Gin und werden nicht, wie bei minderwertigen Produkten, nachträglich eingemischt.
Hopfen kennt man ja sonst eher vom Bier, aber auch im Gin macht er sich ziemlich gut. Nicht zu aufdringlicher Hopfen, eine angenehme Wacholdernote, ein Hauch Koriander und Ingwer – lecker! Sicher, es gibt im Supermarkt günstigere Gins –aber Du schmeckst den Unterschied. Und es ist ein schönes Gefühl, echte Duisburger Zutaten in der Flasche zu haben.
Ein Gin muss in der Europäischen Union übrigens einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5% Volumenprozent aufweisen, und hochwertige Gins erkennt man häufig an einem entsprechend höheren Alkoholgehalt – HUMULUPU besitzt satte 47%!
Und weil die beiden MSV-Fans sind und sehr tüchtig im Marketing, gibt’s jetzt sogar eine Fan-Edition von HUMULUPU - Respekt!
Einen Traum haben Jan und Stephan übrigens noch: Die alte Wacholderbrennerei in Alt-Walsum wieder zu neuem Leben zu erwecken. Der Weg dorthin ist steinig und voller bürokratischer Hürden, doch wenn es jemand schaffen kann, dann diese beiden Jungs!
HUMULUPU könnt Ihr sowohl online bestellen, als auch in einer stetig wachsenden Anzahl von Geschäften in und um Duisburg erwerben (die aktuelle Liste der Bezugsquellen findet Ihr auf der Website).
Zwischenzeitlich haben die Jungs übrigens weitere Sorten auf den Markt gebracht: HUMULUPU Berserker (Navy Strength Gin) und der sehr edle HUMULUPU – PX sherry cask finished, gereift in einem echten Sherry–Fass aus Spanien und limitiert auf 427 Flaschen! LECKER! Und eine Auszeichnung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft gab’s ebenfalls.
Denkt immer dran: Bewusst genießen - im Limit bleiben!
https://www.humulupu.de/
Text und Fotos: Sebastian Becker