(* Dieser Post ist im Rahmen einer Kooperationen mit Urbane Zukunft Ruhr entstanden. Jeglicher Inhalt dieses Artikels spiegelt aber unsere persönliche Meinung wieder! ☺)
Duisburg-Hochfeld ist eines der wohl bekanntesten Stadtviertel des Ruhrgebiets, allerdings auch eines jener Stadtviertel, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht unbedingt den allerbesten Ruf genossen (ähnlich Duisburg-Marxloh oder der Dortmunder Nordstadt). Gleichzeitig aber ist es – trotz mancher Probleme, die tatsächlich vorhanden sind – ein sehr spannendes Stadtviertel; ein Ort mit hoher Diversität, mit Leben, mit überraschend spannendem kulinarischen Angebot und einem der schönsten Landschaftsparks in ganz NRW! Außerdem bietet Hochfeld eine perfekte Lage: Ganz in der Nähe treffen Rhein und Ruhr aufeinander, die Innenstadt mitsamt HBF liegt in Fahrraddistanz und Düsseldorf mit seinem internationalen Flughafen quasi direkt vor der Haustür.
2 Großprojekte stehen in den Startlöchern, die Hochfeld nachhaltig verändern werden: Die Internationale Gartenausstellung 2027 und der Bau eines neuen Stadtquartiers, dem RheinOrt.
Grund genug für uns, Euch den Stadtteil vorzustellen und unsere favorisierten Spots zu teilen – und davon bietet Hochfeld so einige!
Unsere TOP 7 ist etwas Food–lastig geraten, und letztlich kann man bei einem Besuch in Hochfeld auch meistens nur ein größeres Essen zu sich nehmen – versteht es als Inspiration und guckt, was Euch schmecken und interessieren könnte, oder aber Ihr schaut vielleicht häufiger mal in Duisburg-Hochfeld vorbei? ☻
Für mich persönlich gibt es primär 3 Arten (deutsch–)türkischer Küche: Die Dönerbude, das Restaurant mit Holzkohlegrill (Stichwort: Adana Kebap!) und den ,,Mittagstisch” in Kantinen-artiger Umgebung.
Herzhafte, bekömmliche Mahlzeiten wie hausgemachte Köfte aus Lammfleisch mit leckeren Kartoffeln, viel frischem Gemüse und Sauce – dazu immer eine große Portion Fladenbrot.
Je nach Wochentag gibt’s auch Backfisch, traditionelle Aufläufe, Nudelgerichte usw. Stets ergänzt um eine Selektion hervorragender Suppen (ebenfalls dargereicht mit Fladenbrot), wobei die Linsensuppe den äußerst beliebten Dauerbrenner darstellt.
Die Preise sind fair, und das Ambiente kann nur als angenehm und entspannt beschrieben werden – genau wie in der Hauptfiliale in Duisburg-Marxloh, so schätze ich auch in Hochfeld die Aussicht aus den Fensterfronten; Vor den großen Glasscheiben spielt sich das pulsierende Leben auf der Wanheimer Str. ab, dessen Beobachtung einfach Freude macht.
Aktuell wird Ali Baba in der 2. Generation betrieben – der Gründer ist im wohlverdienten Ruhestand, und seine 3 Söhne schmeißen den Laden. Kürzlich wurde in Duisburg-Obermarxloh eine neue, hochmoderne Produktionsstätte eingeweiht. Eine große Investition für das Familienunternehmen, aber auch der Grundstein für eine mögliche weitere Expansion in der Zukunft.
Die Filiale in Hochfeld übrigens wurde bereits in 2006 eröffnet und erfreut sich seitdem stets wachsender Beliebtheit – jeder mag Ali Baba! Nur mehr Parkplätze würde man sich wünschen, da halt nach wie vor viele Gäst * innen mit dem Auto vorbeischauen möchten.
Im Ruhrgebiet gibt es viele Supermärkte mit Spezialisierung auf Produkte aus einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region (Türkei, Asien). Besonders in Hochfeld aber ist die dichte an bulgarischen Supermärkten – diese finden sich nicht gefühlt überall, sie sind (noch) eine Besonderheit.
Meine Tochter ist zu 50% bulgarisch, ich habe viel Zeit in dem Land verbracht und spreche auch ein Bisschen Bulgarisch, was mich, schätze ich, beinahe zu einem Experten für die bulgarische Küche und bulgarische Supermärkte macht. Tatsächlich war ich bei meinem 1. Besuch im Weliko Tarnowo – Supermarkt regelrecht erstaunt, wie komplett und gut das Angebot ist. Wirklich alles, was für mich kulinarisch für das sympathische Land auf der Balkanhalbinsel steht, findet sich in Duisburg-Hochfeld in genau diesem Supermarkt! Erstaunlicherweise sind die Preise sehr ähnlich jenen in Bulgarien selbst, obwohl ja alles mühevoll importiert werden muss.
Was also sind typisch bulgarische Produkte, die ich empfehlen kann? Kebapche (кебапче) sind fantastisch und geschmacklich, obwohl in der Machart ähnlich, nicht zu vergleichen mit ihrem Pendant am westlichen Balkan, den Ćevapčići. Sie gehen eher in Richtung der türkischen Köfte.
Dann natürlich die Ljutenica (Лютеница), ein scharf-würziger Aufstrich aus Paprika, Tomaten, Öl, Gewürzen und Salz – hier in allen erdenklichen Variationen im Glas erhältlich! Auch empfehlen kann ich die Neapolitaner-Waffeln der nach der Stadt benannten Marke Varna – großartig!
Bulgarische Lebensmittel Veliko Tarnovo, Wanheimer Str. 42, 47053 Duisburg
Website
Baklava kennt mittlerweile wohl jeder in Deutschland lebender Mensch – ein (süßes) Gebäck aus Blätterteig, eingelegt in Honig oder Zuckersirup und gefüllt oder verfeinert mit variierenden Nussmischungen, nach der türkischen Machart zumeist Walnüsse und – lecker! – Pistazien.
Türkische Baklava in ihrer aktuellen Form kommen ursprünglich übrigens auch aus Gaziantep, der sechstgrößten Stadt der Türkei und Millionenmetropole – immer ein gutes Zeichen, wenn eine Baklava–Bäckerei verbunden ist mit „Antep“, wie es umgangssprachlich genannt wird.
Viele Menschen, die nicht mit Baklava aufgewachsen sind, empfinden sie als ,,zu süß“ – wirklich gute Baklava aber sind zwar süss, aber nicht zu süss. Gute Baklava finden ein Gleichgewicht, dass sich schwer beschreiben lässt – man muss es selbst probiert haben!
Preislich wird immer nach kg abgerechnet, sprich, je Sorte gibt es einen Kilopreis, und an der Kasse wird dann auf’s Gramm genau abgewogen – Baklava Dünyasi ist teurer als einige der Konkurrenten in Hochfeld, trotzdem läuft der Laden sehr gut und gerne bilden sich auch längere Schlangen. Qualität hat hier einen (dennoch fairen) Preis! ☺
Die Baklava Dünyasi ist – zu Recht! – stolz auf ihr Business. Noch immer hängt der allerste verdiente Geldschein prominent hinter der Theke.
Wer mag, kann die Baklava auch mit schöner Aussicht auf die Wanheimer Straße bei einem leckeren Kaffee vor Ort genießen. Mittlerweile gibt es sogar eine zweite Filiale, zentral gelegen am Hamborner Altmarkt im Norden Duisburgs – ein Hochfelder Erfolgsmodell, das hoffentlich noch in weitere Stadtteile und Städte exportiert wird.
Soviel vorab: ,,It's an acquired taste!”. Sprich, das Essen aus Ghana und Westafrika, es ist nicht unbedingt Jedermanns und Jedefraus Sache. Für mich wird es nicht zur Leibspeise, und das Essen ist weit entfernt von ,,zugänglicheren” Küchen, beispielsweise der chinesischen oder indischen.
Und doch: Ein Besuch im Naf-Imbiss ist eine Empfehlung. Häufig wollen wir beim Essen experimentieren, wollen exotische Küche(n) kosten, wollen – ja! – unseren kulinarischen Horizont erweitern. In der Realität aber kennt man die meisten Geschmäcker schon längst, sind Sushi, Butter Chicken, Bami & Nasi seit Jahrzehnten Bestandteil unserer kollektiven Geschmackserfahrung in Europa. Das Essen aus Westafrika aber ist anders, ganz anders – eine vollkommen neue Welt, quasi!
Der Naf-Imbiss selbst ist klein und familiär – ich mag die Atomsphäre, die Gemütlichkeit. Die Besitzerfamilie ist sehr sympathisch und fröhlich, und etwaige Sprachbarrieren lassen sich meist mit Englisch überbrücken.
Aktuell (Mai 2023) bewegt sich der Naf-Imbiss auf Google in den Rezensionen im Schnitt bei unter 4 Sternen – lasst Euch davon nicht unbedingt abschrecken, die meisten negativen Rezensionen haben hier gar nicht gegessen, sondern standen z.B. vor verschlossenen Türen, weil man es mit den Öffnungszeiten nicht ganz so genau nimmt. Im Zweifelsfalle vorher einfach kurz durchrufen. ☺
Die Backwaren des Balkans sind wunderbar, allerdings – zugegeben! – auch etwas fettig. Gerne wird Käse verwendet, Käse und Blätterteig.
Prizren wiederum gilt als eine der schönsten Städte im Kosovo, und nach Pristina ist es die zweitgrößte Stadt der noch jungen Nation.
Die Bäckerei Prizreni ist vor vielen Jahren mit dem Anspruch angetreten, den Geschmack und die Qualität der Backwaren der kosovarischen Heimat nach Duisburg-Hochfeld zu bringen. Mit Erfolg: Die Kundschaft kommt schon längst nicht mehr nur aus Duisburg und dem Ruhrgebiet, sondern beispielsweise auch aus dem Rheinland, aus Köln etc.
Menschen nehmen also Hin– und Rückwege von bis zu 200 km in Kauf, um beispielsweise die Burek – das wohl berühmteste und beliebteste Produkt – zu kaufen und zu genießen (auf Wunsch wird direkt vor Ort aufgewärmt).
Aktuell ist eine Vergrößerung geplant; direkt ein Ladenlokal entsteht ein großes Restaurant mit Balkanküche. Momentan verzögert sich die Eröffnung noch ein Wenig wegen ausstehender Bauabnahmen. Einen Vorgeschmack aber gibt’s auch in der kleinen Bäckerei: Auf Anfrage werden frisch Ćevapčići zubereitet, und sie schmecken tatsächlich wunderbar und genauso wie auf dem Balkan!
Die Küche der Balkanländer weist untereinander Ähnlichkeiten auf; wer es in beispielsweise in Bulgarien kulinarisch mag, wird sich auch im Kosovo wohlfühlen – die Bäckerei ist also eine schöne Ergänzung zum Supermarkt Veliko Tarnovo, zumal beide benannt sind nach bedeutenden und wunderschönen Balkanstädten.
Die Preise können nur als sehr fair bezeichnet werden, darüber hinaus ist die Betreiberfamilie mehr als sympathisch – eine tolle Bäckerei! ☻
Bäckerei Prizreni Grill & Burek, Wanheimer Str. 85, 47053 Duisburg
Der RheinPark! Für mich einer der schönsten Landschaftsparks in gesamt NRW, vielleicht sogar in ganz Deutschland. Ich weiß nicht, ob der RheinPark als die ,,Grüne Lunge” Hochfelds bezeichnet werden kann – schließlich liegt er am Rande des Stadtteiles. Als Freizeit– und Naturort ist er aber für Hochfelder*innen und alle Duisburger*innen von großer Bedeutung.
Der Park ist einerseits sehr vielseitig, wirkt andererseits aber nicht überladen – alles ist geordnet, aufgeräumt, geometrisch. Große Rasenflächen auf Plateaus, die Spazierwege häufig in ,,Gräben” dazwischen – viel viel Raum, der zum Entdecken einlädt.
Die Spuren der industriellen Vergangenheit sind spürbar, und der Rhein macht die noch immer wichtige Binnenschifffahrt erlebbar – manchmal legen Frachtschiffe sogar unmittelbar an der Kaimauer des Rheinparks an (ein ziemliches Schauspiel!).
Darüber hinaus gibt es viele schöne Optionen, hier die Freizeit zu verbringen – Sitzgelegenheiten mit teils fantastischen Aussichten, Sportanlagen (Streetballplatz, Skatepark uvm.), eine Art Sandstrand und mit dem Ziegenpeter eine integrative Gastronomie, die gerade im Sommer mit ihrem schönen Biergarten lockt.
Besondere Empfehlung: Ein schöner Spaziergang mit Start und Ziel im RheinPark!
Die Duisburg-Hochfelder Rheinbrücke ist ein prägnantes Bauwerk, gut sichtbar vom RheinPark aus. Sie verbindet nicht nur für den Güter– und Personenzugverkehr das linke mit dem rechten Rheinufer, sondern kann auch von Fußgänger*innen und Radfahrer*innen genutzt werden. Die Überquerung der 1927 gebauten und 1949 reparierten Brücke ist spektakulär: Züge bringen das Bauwerk zum Vibrieren und der Rhein wirkt von hier oben gleich noch ein Bisschen mächtiger. Auf der anderen Rheinseite kann dann im Stadtteil Rheinhausen in Rheinufernähe der Weg zur Brücke der Solidarität bestritten werden, die in 1987 durch die dort stattfinden Arbeitskämpfe der Krupp–Mitarbeiter*innen und die Würdigung in einer Schimanski–Episode deutschlandweite Berühmtheit erlangte. Auch das Überqueren dieser Brücke macht Freude und gibt den Blick frei auf die neue A40 Rheinbrücke Duisburg–Neuenkamp. Beide zu überquerenden Brücken sind unmittelbar mit dem RheinPark verbunden; der Spaziergang führt also fast ausschließlich durch’s Grüne.
Für mich einer der schönsten Orte Duisburgs und des Ruhrgebiets. ☺
Was, Döner? Ja! Döner gibt’s zwar an jeder Ecke, Hochfeld aber bietet mit BY POMMDÖNER eine Dönerbude, die ich unglaublich spannend finde. Warum? Erstmal liegt sie etwas abseits von der Wanheimer Str., man muss sie sich auf einem kleinen Spaziergang durch die schönen und ruhigen Wohnstraßen quasi erarbeiten. Dann ist sie aus einem Food Truck hervorgegangenen und versprüht noch heute starke Street Food – Vibes, schließlich handelt es sich um eine Art Budenverkauf auf einem Parkplatz, und gegessen wird in einem Zelt.
Der Ort hat etwas unglaublich Entspanntes, Entschleunigtes. Dann das, wie ich finde, großartige Logo und ein Name, der überhaupt keinen Sinn ergibt (produziert sich der Pommdöner gar selbst?) – genauso, wie Pommdöner für sich schon ein wunderbares Wort ist.
Wohl aber am Wichtigsten: Der Döner ist richtig, r i c h t i g gut, und gleiches gilt natürlich für den Dönerteller – und, ja, den Pommdöner. Die Jungs, die den Laden betreiben, sind darüber hinaus richtig cool und entspannt. Für mich eine DER Überraschungen in Duisburg-Hochfeld, und schon jetzt mein favorisierter Döner südlich von Duisburg-Walsum (Römer Grill – der wohl beste Döner der Welt ;–)).
Duisburg-Hochfeld ist ein Stadtteil, der überrascht; ein spannender, pulsierender Ort, von dem sich viele Eindrücke mitbringen lassen. Zentral gelegen, kulinarisch überzeugend, mit viel Vibe und tollen Aussichten (RheinPark!). Nur ein wirklich gutes Café fehlt noch, um das Angebot abzurunden. Das beliebte laotische Restaurant Poukhoun, das etwas abseits der Wanheimer Straße liegt, werden wir uns übrigens vielleicht noch in einem separaten Blogpost anschauen und ausgiebig testen.
Zum Schluss noch ein paar Impressionen aus dem Stadtteil – genießt Eure Zeit in Foodfeld! ☺