Alle mehr oder weniger wichtigen Regionen / Städte der Welt – man denke z.B. an ,,I Left My Heart in San Francisco” von Tony Bennett oder, klar, die Städte–Klassiker von Frank Sinatra: ,,Chicago”, ,,Theme from New York, New York” und ,,L.A. Is My Lady” – wurden und werden intensiv besungen.
Songs, die einen bestimmten Vibe transportieren, Euch zurück katapultieren in eine Ära, die wir selbst vielleicht gar nicht miterlebt haben, wie ,,New York Groove” von Hello. Auch Europa hat viel zu bieten, allen voran ,,Barcelona” vom unvergessenen Freddie Mercury und Montserrat Caballé, aber auch international unbekanntere Nummern wie ,,Brabant” von Guus Meeuwis (ich will nach Brabant im Winter – sofort! Hach…).
Ja, aber was hat denn unsere Heimat musikalisch zu bieten, der Ruhrpott? Wir präsentieren: Die (laut POTTSPOTT) 5 besten Ruhrpott–Songs:
1. Hebert Grönemeyer – Bochum
Vor ein paar Jahren habe ich Herbert Grönemeyer auf Schalke live erlebt und war nicht allzu sehr beeindruckt – der Mann wird ja von Jahr zu Jahr unverständlicher, und im Prinzip hat er nur eine Show gemacht für die vorderen Stehreihen (also ein eher kleiner Prozentsatz aller BesucherInnen in einem ausverkauften Stadion). Und die Liebe zu Bochum hat ihn auch nicht abgehalten, nach London umzusiedeln – ich kenne ihn nicht, werde ihn wohl nie kennenlernen, glaube aber nicht wirklich, dass er ein allzu sympathischer Mensch ist.
Sei’s drum: Mit ,,Bochum“ hat er, zumindest für die Region, etwas Geschaffen, was vielleicht größer ist als er selbst. Eine Hymne nicht nur an Bochum, sondern an den gesamten Pott.
Ich würde soweit gehen, zu behaupten, dass das Lied bis heute auf lokaler Ebene eine bedeutende identitätsstiftende Klammer darstellt, so etwas wie der BVB für Dortmund. ☺
Essen, der Ort, an dem ich lebe, hatte nie ein ,,Bochum“, und das spürst Du im Alltag, im gesellschaftlichen Leben der Stadt – es ist anonymer, gibt weniger Identifikation mit dem Ort.
>> Bochum, ich komm’ aus Dir, Bochum, ich häng’ an Dir – oh, Glück auf! <<
2. Wolfgang Petry – RuhrgebieT
,,Zwischen Rhein und Weser, das Herz der Welt, hier bist Du keine Nummer keiner sieht auf Dein Geld.“ – Weser? Warum Wolfgang Petry die Weser in den Pott verlegt hat, weiß wohl nur er selbst (bzw. sein Songwriter). Ansonsten aber ist ,,Ruhrgebiet“ eine Legende im großen Kanon der Ruhrgebietslieder. ☻
Ich glaube bis heute, dass die offene (vermeintliche?) Liebe zum Ruhrpott einer der integralen Bestandteile Wolfgang Petrys Erfolg ab der Mitte der 1990er Jahre war; dieses ,,Ich bin einer von Euch, seht her, ich bin auch Malocher!" – das machen ja viele Menschen, die im Ruhrpott Erfolg haben wollen, bis heute, allerdings in der Regel weit unglaubwürdiger und weit weniger authentisch als seinerzeit Wolle.
So oder so: Einer DER Songs des Ruhrgebiets!
3. Klaus Lage – Faust auf Faust
Viele lieben den ,,Tatort“ – ich nicht. Flache Plots, immer die gleichen (lahmen) Storylines, eindimensionale DarstellerInnen. Es braucht eine große rosarote Brille, um das gut zu finden (immerhin zeigt ja Netflix aktuell, dass sich grundsätzlich auch in Deutschland solide Serien produzieren lassen).
Waren die Stories zu Schimanskis Zeiten besser? Nicht unbedingt. ABER – und das ist der Unterschied zu allem was im Tatort danach kommen sollte – Götz George in der Rolle des Horst Schimanski war einfach so überlebensgroß, so unfassbar großartig, dass die Stories im Prinzip nur Beiwerk waren. Diese fiktive Person ist wohl einer der größten Ruhrpottler aller Zeiten, wenn nicht DER Größte. Und Christian Thanner folgt direkt darauf.
Und der 2. große Star (auch wenn zum Ende hin gerne mal in Köln gedreht wurde ☻) war natürlich DUISBURG. Eine Stadt, die zumindest in den 1980ern und 90ern große Probleme damit hatte, in Schimanski als das dargestellt zu werden, was sie war und ist. Der Schmutz, das Abgerockte, die Industrie: Ein Kapital, dass die Stadt nie verstanden hat für sich zu nutzen. All das, was in Schimanski in Bezug auf Duisburg herausgearbeitet wurde, hat etwas absolut Großartiges, etwas, was nicht verleugnet, sondern (politisch) angenommen werden sollte. <3
Und kein Lied transportiert dieses Schimanski–Duisburg–Feeling wohl besser als ,,Faust auf Faust“ von Klaus Lage, womit es einen Platz in unserer Liste der 5 besten Ruhrgebiet–Songs mehr als verdient hat.
4. Dagmar Albert Horn, Bülent Aksen und Peter Közle – Duisburg–Lied
Okay, ich bin gebürtiger Duisburger, und irgendwie liebe ich die Stadt nach wie vor. Grund genug also, noch ein Duisburg–Lied in die Liste aufzunehmen: DAS Duisburg–Lied von Dagmar Albert Horn, Bülent Aksen und Peter Közle. Eingesungen also von einem lokalen Rocksänger (oder so ähnlich), dem ehemaligen Fan–Berater des MSV Duisburg und der Fußballlegende Peter Közle – kann man eine bessere Kombo finden? Wohl kaum.
Unvergessen die Zeiten in den 1990er Jahren, als der Bayer Közle zum Helden in Duisburg avancierte, in Duisburg–Beeck direkt neben dem Hochofen wohnte und in Duisburg–Hamborn eine ominöse Bar betrieb. In diesem Lied steckt, ungeachtet vom Fußballkontext, so viel Duisburg, so viel Essenz der Stadt – es ist einfach wunderbar!
Bülent Aksen singt das Lied noch heutzutage gerne live, und es macht ihm sichtlich Spaß! <3
Etwas neueren Datums ist Dat is Duisburg von der Bandbreite – ein Lied, dass ich als guter Duisburger ablehne – und das Duisburg–Lied von Philip Eisenblätter. Schön gefilmt, das Video, er hat sich Mühe gegeben, aber ich mag diese doch immer etwas weinerliche >> Liedermacher–Folkpopmusik << gar nicht (Ihr ja vielleicht schon?).
Duisburg, DUISBURG, Stadt im Ruhrgebiet, Duisburg, DUISBURG, wie schön dass es Dich gibt!!! <3
5. Der Wolf & Rich Boogie feat. Jo Marie – DORTMUND zweipunktnull
Ihr habt’s bestimmt schon gemerkt: Eine Stadt wird bisher schmerzlich vermisst, Dortmund!
Daher ein 5. Ehrenplatz für ,,DORTMUND zweipunktnull“ von Der Wolf & Rich Boogie fest. Jo Marie, ein Image–Song, der im Auftrag der Stadt Dortmund (!) entstanden ist. Ja, Dortmund bemüht sich immerhin, wo sind denn Bitteschön die Image–Songs Essens?!
Und, ganz ehrlich: Es ist schon fast wieder gut, denn hier wird kein Klischee ausgelassen, es gibt sogar eine englischsprachige Rap–Passage (so wie damals beim 2nd Coming von Modern Talking, allerdings zeitgemäßer: Mit Reggae–Einfluss).
>> In Dortmund–City… Da leben wir… << Hach, herrlich, oder?
Hat Dortmund eigentlich noch berühmtere Musikbusiness–Promis zu bieten als den Wolf?! Andererseits: ,,Oh Shit… Frau Schmidt“ war schon ziemlich geil.
Ehrenplatz: Das Steigerlied
Im Prinzip hat niemand von uns jemals einen echten Bergmann gesehen – außer vielleicht in Bochum im Museum (jaja, ein Bisschen übertreibe ich gerade ☻). Der Bezug auf den Bergbau als identitätsstiftende Komponente dürfte mittlerweile für die meisten Menschen im Pott sehr abstrakt sein, gleichzeitig wurde und wird die Thematik überstrapaziert, marketingtechnisch (da möchte ich POTTSPOTT gar nicht mal ausschließen).
Sei’s drum: Das ,,Steigerlied” darf natürlich nicht fehlen, und ja, auch mich erfüllt beim Hören diese Ruhrpott–Nostalgie. <3