Gelsenkirchen–Ückendorf ist ein spannender Stadtteil: im Süden der Stadt gelegen, an der Grenze zu Bochum, findet sich hier von der Bausubstanz her das schönste Viertel der gesamten Stadt, und das sogar mit relativ guter Anbindung (Auto + ÖPNV). Gleichzeitig ist es ein Stadtteil mit Problemen und ebensolchen Häusern, die die Stadt – trotz der wunderschönen Architektur und der reichen Geschichte – gerne immer mal wieder abreißen möchte (und dies teils auch schon gemacht hat).
Das Haus Reichstein an der Bochumer Straße – hier verkehrt die Straßenbahn – wurde, mit Hilfe diverser öffentlicher Förderungen, nun zumindest gerettet, und das Resultat weiß zu überzeugen. Die nach wie vor schiefe Fassade zeugt von der Geschichte der Stadt Gelsenkirchen als bedeutender Bergbaustandort.
Damit ein Stadtviertel funktioniert, braucht es Treffpunkte, braucht es mindestens ein gutes Café und mindestens eine gute Kneipe. Die Funktion, die die Trinkhalle am Flöz abends übernimmt, übernimmt das schöne Café Ütelier tagsüber. Dieses füllt das komplette Erdgeschoss des Hauses Reichstein aus.
Das Café Ütelier bietet viel viel Platz – zum Treffen, zum Entspannen, zum Zusammenkommen, zum Herunterkommen, zum Arbeiten. Besonders der hintere Bereich gefällt mir persönlich besonders gut: die rohen Wände, das viele Licht (bei gutem Wetter), der Blick in den Garten.
Gemütliche Sitzmöbel finden sich hier zum Entspannen, aber auch ein schöner, großer Holztisch – zum Co–Worken? – der mit geschmackvollen Kartell Masters – Stühlen aus Italien (Design: Philippe Starck) bestückt ist.
Der Kaffee entsteht auf einer la marzocco Linea Classic, einer wirklich sehr hübschen Siebträgermaschine aus italienischer Produktion (passend zu den Stühlen ☻). Preislich bewegen wir uns sogar minimal über vergleichbaren Kaffeeorten des Ruhrgebiets, beispielsweise dem Bohnenkartell in Essen. Das ist insofern okay, als dass das gesamte Café größer und die Einrichtung aufwändiger ist.
Beim Besuch fällt auf, wie gut besucht das Ütelier ist – unterschiedlichste Menschen kommen hier zusammen und freuen sich darüber, dass es in Ückendorf einen solchen Ort gibt.
Schmackhafte Bagels und köstliche, hausgemachte Tartes und Törtchen ergänzen den leckeren (er ist wirklich gut!) Kaffee um herzhafte und süße Speisen und machen das Café Ütelier, das seine Eröffnung in 2022 feierte, so auch zu einem guten Ort für einen Mittagssnack in der Arbeitspause.
Gute Auswahl, gute Qualität! ☺
Im Frühling und Sommer perfekt: der große Außenbereich. Wer Lust hat, das mal mehr, mal weniger rege Leben auf der Bochumer Straße zu beobachten, für die / den gibt es zwar auch vorne, am Eingang, ein paar wenige Sitzgelegenheiten. Wirklich punkten kann das Café Ütelier aber mit dem Hinterhof; hier sind ungleich mehr Sitzgelegenheiten zu finden, dazu eine schöne Wiese und: Ruhe.
Kinder können hier autofrei spielen, während Mama und / oder Papa einen Cappuccino schlürfen.
Ein schönes Café, mit viel Aufenthaltsqualität, vielen feinen Details und unterschiedlichen Bereichen, die verschiedenen Anforderungen der Besucher*innen gerecht werden – und, soviel sei gesagt: der beste Kaffee der gesamten Stadt, meiner Meinung nach!