Als ich neulich mit meiner Freundin in Witten die wunderbare Kaffeerösterei Kijami Kaffee besucht hatte und uns danach der Hunger plagte, landeten wir im ebenso wunderbaren Milchmichl (POTTSPOTT–Beitrag hierzu folgt in Kürze ☺), um den hausgemachten Mittagstisch zu genießen.
Einer der anderen Gäste im Milchmichl, ein junger Papa mit Baby, empfahl uns dringend das Café Leye; ihm zu Folge eine großartige Alternative zu Kijami Kaffee (es ist ja immer gut, etwas Auswahl zu haben!).
So kam es also, dass wir neulich unsere Füße erstmalig setzten in diesen Ort, der so viel mehr ist als blosses ,,Café” (dazu aber später mehr).
Das Café Leye verfügt über 3 bzw. 4 unterschiedliche Bereiche; los geht’s im Erdgeschoss / dem Eingangsbereich, der an eine typisch–italienische Espressobar erinnert; mit wunderhübschen Bistro–Stühlen, warmen, erdigen Farben und einer dezenten, liebevollen Dekoration (ganz begeistert hat mich das >>Ja–Plakat<< – ich überlege, es mir bald in Basel für meine Wohnung zuzulegen!). Die Treppe ins Obergeschoss ist ein absolutes Schmuckstück und stammt wohl aus den 1950er–1960er Jahren, also grob der Epoche des Wirtschaftswunders.
Auch wenn er das Café Leye als demokratischen Ort des Miteinanders und der Beteiligung betrachtet, so ist Stephan – zumindest offiziell – einer der beiden Betreiber des Café Leye – ein entspannter, sympathischer Typ, der über Jahre Eurythmie unterrichtet hat und aktuell hierzu auch Kurse direkt vor Ort im Café Leye anbietet. Eurythmie, das ist eine anthroposophische Bewegungskunst mit Tanz–Elementen.
Stephan und Jan, sein Geschäftspartner, sind schon länger befreundet mit den Menschen in und um das Unternehmen Mitte in Basel / CH, und haben mit dem Café Leye ein vergleichbares Konzept nach Witten gebracht. Verweise auf das U M sind das vielseitige, kulturelle Programm, das bereits oben erwähnte Plakat und auch der Namenszusatz ,,Kulturimpuls”, der sich sowohl in Basel, als auch dem in Witten findet.
Die Baseler*innen waren sogar so lieb, eine 4–gruppige La Marzocco – Siebträgermaschine nach Witten zu verschenken! ☻
Das Café Leye blickt zurück auf eine lange, reiche Geschichte: An genau diesem Standort existierte es bereits vor weit über 100 Jahren. Mehrere Jahre lag es, mitsamt der originalen Möbel und Ausstattung (diese finden sich vor allem im Obergeschoss), in einem Dornröschenschlaf. Eine erfolgreiche Crowdfunding–Kampagne im vergangenen Jahr, mit 231 Unterstützer*innen, ermöglichte die Wiedereröffnung des traditionsreichen Ortes.
Der Chefbarista weiß, wie man mit der wunderschönen La Marzocco einen schmackhaften Cappuccino zaubert – die Kaffeebohnen hierzu werden übrigens über den Atlantik klimaneutral nach Europa gesegelt.
Schmecken tut man das zwar nicht (wenngleich der Cappuccino sehr gut ist! ☺), und wirklich profitabel ist der Kaffeeausschank so auch nicht, aber den Leuten hier ist es wichtig, einen (zumindest kleinen) Beitrag zu leisten gegen die Erderwärmung.
Auch der hausgemachte Kuchen mit wunderbarer, frischer Sahne (ungesüßt) weiß absolut zu überzeugen!
Kommt mit uns von der Espressobar nach oben auf die Dachterrasse!
Die Terrasse ist schon jetzt sehr groß und wirklich sehr schön; auch hier finden sich Hinweise auf Stephans Liebe zu Italien, beispielsweise in Form eines hübschen Olivenbaumes (!). In Kürze wird die Sitzfläche nochmals ordentlich erweitert. Die Dachterrasse, sie ist ein Ort der Entspannung, des Austausches – und wenn man denn möchte, auch des Arbeitens. Ich selbst hatte beispielsweise mein MacBook dabei, um Fotos zu sortieren. Hier oben findet Bedienung am Platz statt, so dass Ihr nicht eigens nach unten gehen müsst, um Euch mit Nachschub zu versorgen (wenngleich die Treppe das natürlich durchaus rechtfertigen würde ☻).
Der 3. Bereich: Die 1. Etage. Hier herrscht klassische Kaffeehaus–Atmosphäre; so muss es in typischen Kaffeehäusern der 1950er und 1960er Jahre in Wien, Köln und – natürlich! – Witten ausgesehen haben. Im Sommer ist dieser Bereich ein Bisschen verwaist, was in Anbetracht der riesigen Dachterrasse verständlich ist. Im Herbst und Winter jedoch wird sich der Großteil des Lebens hierher verlagern.
Wunderschöne, historische Polstersessel und Polsterbänke, alle in mühevoller Arbeit restauriert, dazu das riesige Schaufenster zur Fußgängerzone, komplett verdeckt mit so vielen Pflanzen, dass beinahe eine Dschungel–artige Atmosphäre entsteht (Stephan scheint sich sehr gut auszukennen mit Blumen und Pflanzen; sie sind allesamt in einem sehr gesunden, schönen Zustand). Im Schaufenster findet sich ebenfalls eine große Voliere mit Vögeln – spannend!
Ebenfalls in der 1. Etage findet sich ein großer Veranstaltungsraum, der wiederum vom Kaffeehaus–Bereich durch große Fenster einsehbar ist – hier finden beispielsweise Tango–Kurse statt. Der 4. Bereich, also. ☻
Das Café Leye ist wirklich fantastisch; ein Ort mit unglaublich viel Historie, der für Witten weit mehr sein möchte als blosses Café – wir werden auf jeden Fall ganz bald zurückkehren und dann auch eines der vielen kulturellen Angebote wahrnehmen, beispielsweise live–gespielten Jazz (Jazzcafé live, immer dienstags vormittags und samstags nachmittags).
Supercool wäre auch ein abendlicher Barbetrieb; hierzu fehlt aktuell jedoch noch die Ausschanklizenz – ich hoffe, dass die Stadt diese bald erteilt, denn das Café Leye ist hierfür wie geschaffen!