Subjektiv betrachtet liefen Eisdielen eigentlich nie schlecht in Deutschland (außer im Winter – eine Tatsache, die ich persönlich bis heute nicht verstehe, Eis schmeckt immer!). Und doch: Die alten, etwas muffpuffeligen Eisdielen, sie sterben aus. Fast ein Bisschen schade, mag ich doch durchaus etwas trashigen 80er Jahre–Chic, wie er noch immer beispielsweise im (sehr guten!) Eiscafé Plückthun in Essen–Kupferdreh zu bewundern ist.
Anfang der 2010er Jahre begann jedoch auch im Ruhrgebiet Eisdielen–technisch eine Revolution, über deren Ursprünge in Deutschland man nur mutmaßen darf: Wahrscheinlich liegen sie irgendwo in Berlin–Prenzlauer Berg. ☻
Die neue Eisdielen–Generation jedenfalls läuft hervorragend, und einige Player, die erst kürzlich mit einem einzigen Laden gestartet sind, expandieren gerade massiv in unserer Region: Bald sind alle Städte aufgeteilt (oder auch mehrfach besetzt), dazu aber bald mehr in unserer kommenden Top 5 der besten Eisdielen im Ruhrpott für den Sommer 2020.
Mit Emma the Mu gibt es seit diesem Jahr ein weiteres gelungenes Eis–Konzept im Ruhrpott, und zwar in – genau! – Herne.
Nun ist es so, dass in Herne nicht allzu viel ist. Herne ist eine dieser B–Städte im Pott, in denen man schon geboren sein muss, um sie bedingungslos zu lieben. Eine Innenstadt, die gerne als Beispiel herangezogen wird für den Niedergang des Einzelhandels; eine Stadt, in der Systemgastronomie–Chinaböller wie die L'Osteria als Highlights gelten (…).
Aber seit diesem Jahr haben die Herner*innen wieder einen Grund, ihre Innenstadt zu besuchen! Mit Emma the Mu hat eines der schönsten Eiscafés im gesamten Ruhrgebiet (!) genau hier seine Tore geöffnet. Und liefert direkt eine Antwort darauf, was getan werden muss, um Innenstädte wie jene in Herne zu revitalisieren. <3
Selbstbewusst bezeichnet sich Emma the Mu als die ,,vielleicht beste Eismanufaktur der Welt”. Bedenkt man, dass sich im Ruhrgebiet bereits der beste Döner der Welt findet, ist durchaus denkbar, dass auch das beste Eis genau hier bei uns verortet wird. ☺
Öznur und Olaf, das Besitzerpärchen, waren mal in der Mode–Branche, haben passabel verdient, rechtzeitig den Absprung geschafft und sich danach erstmal 2 Jahre Auszeit genommen – dann aber hat es sie doch gejuckt, und so entstand die Idee zu Emma the Mu. Alles ist in Ruhe gereift, und das ist dem Laden auch anzumerken: Das gesamte Design ist unglaublich gelungen, sehr harmonisch, wie aus einem Guss – ich bin begeistert! Ein Bisschen erinnert die Geschichte des sympathischen Paares an jene von Oliver, dem Mann hinter pottschwarz.
Das Eis ist ,natürlich’; es kommt ohne künstliche Farbstoffe, Geschmacksverstärker usw. aus – super! Und die Milch ist sogar regional. Ich hatte ein Spaghetti–Eis. Riesig! Die meisten Hipster–Eiscafés bekommen kein vernünftiges Spaghetti–Eis hin, Emma the Mu aber schon. NOM NOM NOM!
Emma the Mu, Behrensstr. 10 44623 Herne
Öffnungszeiten: MO–SA von 11–19 und SO von 12–19 Uhr
Text und Fotos: Sebastian Becker