(* Dieser Blogpost ist im Rahmen einer Kooperationen mit ruhrkultur.jetzt entstanden. Jeglicher Inhalt dieses Artikels spiegelt aber unsere persönliche Meinung wieder! ☺)
Hagen! Das ist nicht nur ein schöner Männer–Vorname, sondern bezeichnet auch jene Stadt im äußersten Südosten des POTTs, die auch das ,,Tor zum Sauerland” genannt wird – irgendwie ist ja jede am Rand gelegene Stadt im Ruhrgebiet das Tor zu irgendetwas, Duisburg beispielsweise zum Niederrhein.
Einmal mehr also ist POTTSPOTT unterwegs, Euch die reichhaltige Kultur des Ruhrgebiets näherzubringen – natürlich gepaart mit kulinarischen Spots! Denn die sind ja auch eine (leckere) Form von Kultur. ☻
Klar, mit Essen, Bochum, Dortmund, Duisburg und vielleicht noch Gelsenkirchen kann jeder im Pott etwas anfangen – aber Hagen hat man nicht unbedingt ständig auf dem Radar. Ganz schön schade, eigentlich, denn die Stadt hat eine Menge zu bieten!
Mit der RuhrKultur.Card erkunden wir in diesem Jahr die reiche Museums– und Theater–Szene des Potts, und heute ist Hagen an der Reihe.
Bis 31.12.2019 bietet Euch die Karte, die mit dem super–ausführlichen RuhrKultur.Guide daherkommt, jeweils einen freien Eintritt in alle 20 RuhrKunstMuseen und je ein Vorstellungsticket zum halben Preis für alle 11 RuhrBühnen und die Festivalzeiträume der Ruhrtriennale, der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen und der Ruhrfestspiele Recklinghausen.
34 Aktivitäten also in 2019 für extrem faire € 45,00! ☻
1896 erbt Osthaus von seinen Großeltern ein Vermögen und kann endlich seinen Traum vom eigenen Museum in die Realität umsetzen, welches zwischen 1898 und 1902 vom Berliner Architekten Carl Gérard im Stil der Neorenaissance gebaut wird: Das Museum Folkwang!
Ja, tatsächlich befand sich das Museum Folkwang und ebenso die Folkwang–Malschule in den ersten Jahrzehnten in Hagen!
Nach dem Tod Osthaus’ 1922 verkaufen seine Nachfahren Sammlung + Namen allerdings an die Stadt Essen.
Sein Ziel sah Osthaus übrigens darin, mit dem Museum „zu einer Verbesserung des öffentlichen Geschmacks beizutragen“ – guter Ansatz!
Uns gefällt an dem Museum vor allem die Symbiose zwischen dem alten und neuen Teil – ein wunderbarer, ruhiger Ort, hier könnt Ihr Eure Gedanken schweifen lassen! ☺
Das Museum in Hagen erfährt mehrere Neustarts (z.B. nach dem 2. Weltkrieg mit seinen Zerstörungen) und knüpft heute inhaltlich an an die ursprüngliche Sammlung an: Der Fokus liegt auf der Klassischen Moderne und Zeitgenössischen Kunst, mit Werken von beispielsweise Otto Dix und Christian Rohlfs.
Ihr mögt Tierblut, Tierkadaver und – wiederum menschliche – nackte Körper? Dann gefällt Euch sicherlich die noch bis zum 10. Februar 2019 laufende und 800 m2 große Sonderausstellung zum Lebenswerk des berühmten österreichischen Künstlers Hermann Nitsch!
Seine Arbeiten im Rahmen des Orgien Mysterien Theater mögen (einige wenige) Menschen noch heute provozieren, daher auch der entsprechende Hinweis des Museums:
„Sehr geehrte BesucherInnen, in Teilbereichen der Ausstellung ,,Hermann Nitsch" befinden sich Fotografien und Filme, die Ihre persönlichen oder religiösen Gefühle verletzen könnten. Diese Bereiche sind entsprechend gekennzeichnet. Der Zutritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung sie begleitender Erwachsener gestattet."
Das ist vielleicht in 2019 ein Bisschen übertrieben, man mag sich aber sehr gut vorstellen, welchen Eindruck seine Werke im christlich–geprägten Wien der 1960er Jahre bei den BetrachterInnen (eher in reißerischen Artikeln der lokalen Gazetten denn tatsächlich in Person im Museum, leider!) hervorriefen.
Mich hat die Ausstellung jedenfalls dazu inspiriert, mich auf YouTube intensiv mit Hermann Nitsch auseinanderzusetzen – ein unglaublich spannendes Leben!
Genau das machen Museen so gut: Inspiration geben (und einem Ermöglichen, ein Bisschen zumindest zur Ruhe zu kommen).
Emil Schumacher (geboren 1912 in Hagen, gestorben 1999 auf Ibiza – wir geben zu, Ibiza ist vom Wetter her durchaus attraktiver als Hagen!) ist wahrscheinlich der berühmteste Künstler, den die Stadt bisher hervorgebracht hat – kein Wunder also, dass man dem mehrfachen Documenta–Teilnehmer sein eigenes Museum gewidmet hat!
Für uns besonders spannend: Ein Nachbau seines Ateliers (siehe: Unten), in dem auch ein Film mit und über ihn gezeigt wird. Ein Bisschen wie das Atelier von César Manrique auf Lanzarote (zumal ja beide die Liebe für spanische Inseln teilten ☻)!
Praktisch: Die beiden Museen sind im gleichen Gebäudekomplex untergebracht, so lässt sich ein Besuch wunderbar kombinieren!
Das Emil Schumacher Museum widmet im Moment – tatsächlich! – Emil Schumacher eine Sonderausstellung. Manchmal ist's ja so, dass Werke im Archiv aufbewahrt und nur alle paar Jahre gezeigt werden. Oder aber die Werke der Künstlerin oder des Künstlers sind über die ganze Welt verstreut. Eine Sonderausstellung bietet hier die Möglichkeit, einen bestimmten Werkkomplex an einem einzigen Ort (idealer Weise der Heimat des Künstlers, wie auch hier geschehen) den BesucherInnen zu präsentieren.
So sind noch bis zum 10. März die Blätter aus dem Engadin zu sehen.
,,Blätter" bezieht sich hier einerseits natürlich auf die Blätter an den Bäumen des Engadin (eine Landschaft in den Schweizer Alpen), andererseits aber auch auf die jeweiligen Leinwände – Blätter, eben! ☺
Emil Schumacher hat diese Landschaft in abstrakten Werken festgehalten, sein persönliches Empfinden niedergemalt. Sehr gelungen, wie wir finden!
Wer so viel Kunst in sich aufgesaugt hat, die / der hat danach auch ein leckeres Essen verdient! ☻
Kulinarisch wollten wir ja eigentlich BurgerLiebe mit an Bord nehmen – da könnt Ihr bei Eurem Hagen–Besuch natürlich sehr gerne hingehen (und werdet es bestimmt nicht bereuen!), andererseits aber berichten wir auf POTTSPOTT häufig über Burger–Läden und haben auch mal Lust auf andere Speisen, zum Beispiel:
Ganz nah am Kunstquartier findet sich der bosnische Imbiss Merak, der auf unzähligen Fotos Einblicke in dieses spannende Land und seine Kultur bietet. Und bei dem es wirklich sehr, sehr leckere und deftige Ćevapčići gibt – mega–lecker! Es muss nicht immer Döner sein. ☺
Aktuell kostet so eine reichhaltig belegte Ćevapčići–Tasche mitsamt Ayran € 8,70.
Weiter geht's ins vielleicht beste Café der Stadt, Goldberg's Törtchen. Der Laden brummt! Berühmt sind die hausgemachten kleinen Törtchen, die auf Tellern mit Goldrand serviert werden – unfassbar lecker!
Auch dank Extrabreit (einigen der Musiker kann man in Hagen über den Weg laufen, sie leben nämlich größtenteils noch immer dort) sollte Hagen in den 1980er Jahren DAS Zentrum der Neuen Deutschen Welle werden:
Fazit: Uns hat Hagen überraschend gut gefallen! Klar, es ist eine der unbekannteren Ruhrgebietsstädte, aber gerade die Natur und die reiche industrielle Geschichte machen diesen Ort überraschend spannend!
Dazu 2 Museen, die sich im internationalen Vergleich keinesfalls zu verstecken brauchen, leckeres Essen und die spannende Musikgeschichte – ein sehr guter Ort für einen Tagesausflug! :–)
Emil Schumacher Museum, Museumsplatz 1–2, 58095 Hagen
Öffnungszeiten: DI–SA von 12–18 Uhr
Goldberg's Törtchen, Goldbergstr. 4, 58095 Hagen
Öffnungszeiten: DI–FR von 08:30–18 Uhr und SA 09–18 Uhr
Ćevabdžinica Merak, Kampstr. 25, 58095 Hagen
Öffnungszeiten: DI–SO von 13–21 Uhr
Text und Fotos: Sebastian Becker