Hoch oben im Essener Norden, am Rhein–Herne–Kanal und der Schwelle zwischen Altenessen und dem nördlichsten Stadtteil, Karnap (nicht unbedingt der beliebteste Teil Essens), gelegen, findet sich eine der wohl schönsten Halden des gesamten Ruhrgebiets: Die Schurenbachhalde.
Die Halde ist nicht sonderlich hoch – gerade mal 50 Meter über Umgebungsniveau (86 m ü. NN) – und fällt daher, im Gegensatz zu beispielsweise Halde Haniel oder auch der Halde Beckstr. mit dem berühmten Tetraeder – beim Vorbeifahren kaum auf. Zwar führt die zweitwichtigste Autobahn im Pott, die A42, unmittelbar an der Halde vorbei (was wiederum den Haldenspaß durch die Lärmkulisse etwas trübt); vom Auto aus betrachtet erscheint sie bestenfalls wie ein kleiner, bewaldeter Hügel.
Was die Halde besonders macht, ist das Raumgefühl auf dem großen Gipfelplateau – hier erwartet die / den Besucher*in eine Mondlandschaft; ein Ort, der entfernt an beispielsweise Lanzarote erinnert. Zwar gibt es das in Ansätzen auf mehreren Halden im Ruhrgebiet (manche Exemplare, wie der Alsumer Berg in Duisburg, sind mittlerweile aber schon zu begrünt – man kann kaum noch eine Aussicht wahrnehmen vor lauter Bäumen!), hier, auf der Schurenbachhalde, jedoch gibt es ,,Mondlandschaft in Vollendung”.
Gekrönt wird die Halde durch die Bramme für das Ruhrgebiet des US–amerikanischen Bildhauer–Superstars Richard Serra – eines der Schlüsselkunstwerke im und für’s Ruhrgebiet!
Überhaupt ist es unglaublich, welche Menge an Kunstschätzen im Ruhrgebiet herumsteht: In Museen, aber auch im öffentlichen Raum (man denke nur an den Lifesaver von Niki de Saint Phalle/Jean Tinguely in Duisburg!). Gerade für den öffentlichen Raum wurde in den 90ern im Rahmen der IBA Emscher Park viel Geld in die Hand genommen, im Falle der Bramme für das Ruhrgebiet in 1998 stolze 1 Mio. DM (ca. 0,5 Mio. €). Hergestellt wurde das Kunstwerk übrigens in Frankreich – derart große Brammen konnten zu der Zeit im Pott
nicht mehr produziert werden, schade!
Mit Terminal findet sich in Bochum ein weiteres Werk von Richard Serra, sozusagen in unmittelbarer Nähe der Schurenbachhalde. Obwohl nur wenige Leute diese bedeutenden Kunstwerke hier bei uns ähnlich würdigen / wahrnehmen, wie es z.B. in London oder Amsterdam oder New York der Fall wäre, lösen sie doch – und das ist vielleicht noch viel wichtiger – Reaktionen bei ihren zufälligen Besucher*innen aus; machen etwas mit ihnen, verändern und inspirieren. ☻
Die Fotos übrigens sind nicht bearbeitet, sondern echt – also analog, fotografiert auf einer Leica IIIG aus dem Jahre 1957. Der Verschluss war defekt, was ich erst kurz nach diesen Aufnahmen bemerkte (es wurde dann noch schlimmer; mittlerweile ist die Kamera in Revision), was jedoch einen Look produziert hat, der meiner Meinung nach ziemlich gut zur Schurenbachhalde passt! ☺
Schurenbachhalde, 45329 Essen
Guter Zugang (Parken) via Johannes-Trimborn-Str.