Geballte Theatergeschichte mit Coolness-Faktor – unser Besuch im Schauspielhaus Bochum *

(* Dieser Blogpost ist im Rahmen einer Kooperationen mit ruhrkultur.jetzt entstanden. Jeglicher Inhalt dieses Artikels spiegelt aber unsere persönliche Meinung wieder! ☺)

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Geballte Theatergeschichte mit Coolness-Faktor –

unser Besuch im Schauspielhaus Bochum

Wer im Ruhrgebiet etwas erleben möchte, ist in Bochum bestens aufgehoben. Denn hier liegen Hochkultur, kreativ-künstlerische Aufbruchs-stimmung und entspanntes Nightlife so nahe beieinander, dass es sich ohne Probleme innerhalb eines Besuchs vereinen lässt. Umso schöner also, dass uns unsere Kultur-Tour diesmal ins Schauspielhaus Bochum führt – und damit nach Bochum-Ehrenfeld, einen der kulturellen Hotspots des Ruhrgebiets.

Natürlich waren wir schon häufiger unterwegs in den Bochumer Kiezen – für einen lustigen Kneipenabend mit Freunden im Bermuda3eck, für den Poetry Slam im riff und für Aktionen und Kreativ-Treffs im Viktoria.Quartier. Diesmal betreten wir aber jenes opulente Gebäude, an dem wir bisher nur vorbeigekommen sind: jenes große Theater, das zu den renommiertesten in ganz Deutschland zählt und wo gerade unter der neuen Intendanz so einiges passiert.


Über 100 Jahre Theatergeschichte an einem einzigen Abend?

Läuft!

Auch wenn die Atmosphäre in den Empfangsräumen und im Saal allein schon optisch reizvoll ist und eine ereignisreiche Tradition ausstrahlt, mag der Besuch des Theaters im Rahmen einer Museums- Tour womöglich befremdlich wirken. Doch um unsere Gedanken dahinter plausibel zu machen: Mit seiner über 100-jährigen Geschichte repräsentiert das Haus eine turbulente Reise durch ganz verschiedene Phasen unserer Gesellschaft. Darüber hinaus ist die Bühne ebenso ein Ort, der uns spannende Einblicke verschafft, sowohl in fremde als auch in bekannte Lebenswelten, und uns dazu einlädt, genauer hinzusehen.

Ursprünglich konzipiert als Varieté-Theater und erst einige Jahre später umgewandelt zum Stadttheater hat das Schauspielhaus Bochum sich immer wieder neu erfunden und für so manchen kulturellen Höhepunkt gesorgt. Passend dazu hat Regisseur Tobias Staab mit dem Stück „O, Augenblick“ einen vielfältigen Liederabend inszeniert, der den Blick nach innen richtet, um die bisherige Geschichte des Theaters zu erzählen.

Natürlich nicht im Rahmen eintöniger Vorträge, sondern mit ordentlich Pfeffer und auf eine Weise, die man vielmehr miterlebt, als sie einfach auf sich wirken zu lassen. Für unsere Ruhrgebietsreihe eine wunderbare Gelegenheit – stimmungsvolle Momente statt angestaubter Betrachtung!

Außergewöhnlich ist nicht nur die Art der Inszenierung, sondern auch der Betrachtungswinkel: Denn Staab, der Regisseur des Stücks, ist kein Pottkind, sondern kommt ursprünglich aus Stuttgart und hat schließlich in München studiert und später dort gelehrt.

Erst im Rahmen der Ruhrtriennale hat es ihn 2015 gemeinsam mit dem neuen Intendanten Johan Simons hierher verschlagen, wo er zunächst als Kurator tätig war und nun seine erste eigenständige Inszenierung übernommen hat. Der Blick von außen hat ihm nun die Möglichkeit verschafft, vollkommen unbefangen an die Geschichte des Schauspielhauses heranzugehen – und damit gerade jene Nostalgie im Keim zu ersticken, die sonst bei derartigen Anlässen den größten Raum einnimmt.

Über die Geschichte einer Touristengruppe auf der Suche nach dem legendären Theater der Stadt bringt das Stück Wegmarken, Moment-aufnahmen und Zeitgefühl hervor, ohne all das zurückzuwollen.

Es ist schön, sich zu erinnern, aber die Vergangenheit bleibt nun mal Vergangenheit. Gerade die ständige Bewegung der Kunst ist ihre besondere Stärke – das dürfen wir hier schätzen und feiern. Auf gar keinen Fall nur mit klassischen Musikstücken, sondern bei einer Auswahl von mehr als 20 Live-Songs mit einer Bandbreite, die unserer Zeit ebenso wie der Vielfalt des Rückblicks absolut gerecht wird. Das ist äußerst erfrischend und lässt die rund drei Stunden Spieldauer trotz nur einer einzigen Pause wie im Flug vergehen.

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Mit der RuhrKultur.Card erkunden wir in diesem Jahr die reiche Museums– und Theater–Szene des Potts, und heute ist Bochum an der Reihe.

Bis 31.12.2019 bietet Euch die Karte, die mit dem super–ausführlichen RuhrKultur.Guide daherkommt, jeweils einen freien Eintritt in alle 20 RuhrKunstMuseen und je ein Vorstellungsticket zum halben Preis für alle 11 RuhrBühnen und die Festivalzeiträume der Ruhrtriennale, der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen und der Ruhrfestspiele Recklinghausen.

34 Aktivitäten also in 2019 für extrem faire € 45,00! ☻

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Praktisch:

Das Schauspielhaus hat übrigens sogar eine eigene U-Bahn-Station!

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Ungewöhnlich & vielversprechend – der neue Intendant Johan Simons

Überhaupt macht das Schauspielhaus Bochum wieder vermehrt von sich reden, seit Anfang des Jahres Johan Simons hier seine Arbeit als neuer Intendant aufgenommen hat. Der niederländische Regisseur hat eine beeindruckenden Lebensweg vorzuweisen: Angefangen mit einer Ausbildung zum Tänzer und Schauspieler war er zunächst Schauspieler und künstlerischer Leiter der Haagschen Comedie, um sich schließlich als Mitbegründer reisender Schauspielerkollektive in den ständigen künstlerischen Wandlungsprozess zu begeben und mit gewagten Ansätzen und außergewöhnlichen Spielorten neue Grenzen auszuloten. Viel später kam er dann erst über Gastspiele nach Deutschland, wurde 2010 Intendant der Münchner Kammerspiele und übernahm von 2015 bis 2017 die künstlerische Leitung der Ruhrtriennale. Die ausgezeichnete Vernetzung der Kulturszene im Ruhrgebiet scheint ihm offensichtlich zugesagt zu haben – denn mit der Intendanz am Schauspielhaus Bochum wird er nun wohl noch eine ganze Weile länger fern seiner ursprünglichen Heimat verweilen, zu der er zwischenzeitlich zurückkehren wollte.

Stattdessen bringt er neue Zugkraft ins Programm des Theaters, was sowohl für erregte Diskussionen als auch für Begeisterung sorgt. Beispielsweise mit der Premiere gleich zweier Stücke des französischen Enfant Terrible Michel Houellebecq, die mit den Themen Sextourismus, Terror und der Vorstellung eines islamisierten Frankreichs einigen Zündstoff bieten. Das passt ganz zum Stil, den Simons seit jeher verfolgt: Er gilt als Grenzgänger, der Traditionen aufzubrechen versteht und einen Raum für wahre künstlerische Entwicklung fernab starrer Prinzipien schafft. Es wird im Programm des Schauspielhauses also bestimmt noch die eine oder andere große Überraschung geben. Wir freuen uns drauf.


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Keine Sorge,

die haben auch Bochumer Bier!

Im Keller des Schauspielhauses findet sich mit dem sogenannten Oval Office – eine Reminiszenz an das Büro des US–Präsidenten, in welchem gerade Donald Trump residiert, welcher sich nicht nur in Bochum immenser Beliebtheit erfreut ☻ – eine der wohl aktuell besten Bars des Ruhrgebiets.

Im selbsternannten (zu Recht!) ,,Place to be” findet sich abends ein illustres Publikum, lokal, aber auch nicht lokal, ein, um (auf Spendenbasis – nichts hat also einen festen Preis!) z.B. Bier zu verköstigen und die entspannte Atmosphäre zu genießen.

Hier findet sich auch eine Kleinbühne, die für allerlei Kleinkunst genutzt wird, und ebenfalls Ausstellungsräume, in denen wir die Installation Against the Blade of Honour von Chen Tianzhuo betrachtet haben.


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Wo die Hipster Zuhause sind –

willkommen in Bochum-Ehrenfeld!

Zwischen Szenetreff & Soulfood, so lässt sich das Ehrenfeld wohl am besten umschreiben! Überhaupt findet sich in Bochum viel von genau jenem künstlerischen Schwung, den das Ruhrgebiet in den letzten Jahren bekommen hat. Besonders im Rahmen der Kreativ.Quartiere finden hier an vielen Stellen spannende Entwicklungsprozesse statt – wo das Viktoria.Quartier mit zahlreichen Initiativen wie der Zukunftsakademie NRW, URBANATIX, der Sold Out Gallery und #wostspitze eine zentrale Rolle spielt (um im Theater-Jargon zu bleiben). Darüber hinaus sind Orte wie der ehemalige Katholiken-Bahnhof Rotunde oder etwas raus die Zeche Bochum zu wertvollen Treffs der Kreativszene gewachsen. Es ist schon cool, sich in diesem Umfeld zu bewegen und dabei den Duft spannender Veränderungen aufzunehmen.

In Ehrenfeld selbst, also unweit des Schauspielhauses, finden sich übrigens eine Menge POTTSPOTTs, die allesamt einen Besuch wert sind:

butterbrotbar
Die Kulturtasche
Fräulein Coffea
– Kugepudel Zungenzirkus
Pizza

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Street Life in Ehrenfeld


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eine der architektonischen Landmarken Bochums!

Es lohnt sich, diese größtenteils aus Spenden finanzierte und vielleicht schönste Philharmonie im gesamten Ruhrgebiet auf Eurem Weg vom Hauptbahnhof zum Ehrenfeld / Schauspielhaus zumindest einmal von außen anzuschauen.

Spektakulär: Eine alte Kirche wurde umgenutzt und in das neue Gebäude integriert!

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Der Kimbap Spot!

Finest Korean Soulfood

Essen waren wir diesmal übrigens schon vor dem Besuch im Theater – und zwar im Kimbap Spot, ein paar hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Hier bekommst Du in schnuckelig-gemütlicher Atmosphäre koreanisches Soulfood, das sich aus unserer Sicht absolut lohnt. Das sogenannte Kimbap – in Purpurtang eingelegte Reisrollen mit verschiedenen Gemüsevariationen, ein bisschen wie vegetarisches Sushi – gehört schon länger zu unseren heimlichen Favoriten, weswegen der Kimbap Spot schon bei unserem großen Pottspott-Adventskalender 2018 vertreten war. Auch die Rice Bowls und die Banchan (koreanische Tapas) sind unfassbar lecker! Wir entscheiden uns nur meistens für die Kimbaps, weil die einfach großartig sind. Aber was sollen wir hier lange erzählen – probiert es am besten einfach aus, wenn Ihr das nächste Mal in der Ecke seid und etwas Zeit habt für ein schön-entspanntes Essen. Für Eilige gibt es sonst übrigens die Möglichkeit, das Essen einfach zum Mitnehmen zu bestellen.

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die sympathische Besitzerin und Chefköchin des Kimbap Spot

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Ansonsten hat uns der Besuch noch einmal bestätigt, was wir bereits wussten: Bochum ist immer einen Ausflug wert, besonders im Innenstadtbereich und in Ehrenfeld. Wir kommen wieder. ☺


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  • Oval Office (im Keller des Schauspielhauses), Saladin-Schmitt-Str. 2, 44789 Bochum
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  • Kimbap Spot, Hellweg 21, 44787 Bochum
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    Öffnungszeiten: MI–SA von 12–20 Uhr und SO von 13–20 Uhr